Voraus schicken möchte ich, das dieses Modell so seine Besonderheiten hat sowohl was die Planung angeht, als auch die Baufortschritte.
Das erste Mal zu bauen begonnen habe ich am 05.02.1994. Ja richtig gelesen 1994. Die damaligen Voraussetzungen zum Bau eines Modells ganz bzw. aus heutiger Sicht zum Teil nach Original-Werftplänen, gestaltete sich umfangreicher als gedacht. Hatte ich doch vor dem nur das Baukastenmodell „Scol Progress“ als Ausgangsbasis für meine Abwandlung in „Estebogen“ nach Photos und Teilplänen der Werft gebaut.
Da mir mehr oder weniger aufgedrängt wurde, zu einem bereits existierenden Modell das Schwesterschiff zu bauen, sagte ich aus für mich verständlichen Gründen zu. Erschien es mir doch logisch, bei einem bereits fertigen Schwesterschiff nachzusehen. Es gefiel mir, entsprach meinen Vorstellungen und war ich damals noch im Glauben, dann auch die notwendige Unterstützung des Modellbauers zu erhalten, in dessen Besitz das andere Modell ist, kann ich heute sagen, da wurde ich verschaukelt. Lernte ich sehr bald, das ein maßstabsgetreuer Bau eines solch komplexen Modells mehr bedeutet, als nur äußerst „witzig“ gemeinte Worte die da waren: „Das machst Du schon.“ oder „Da mußt Du Dir etwas einfallen lassen, das mußte ich auch.“ „Immer noch nicht fertig?“
Der Schritt, es zu bauen entstand durch die Möglichkeit, einen Abguß des Rumpfes zu erhalten. Gleich zu Beginn auch noch eine Rumpfschale zu erstellen, erschien mir als zu zeitraubend, was den jetzigen Istzustand nur bestätigt. Auch war ich mit der Fertigung eines komplett neuen Rumpfes noch überhaupt nicht vertraut. Frisch motiviert ging es alsbald ans Werk. Nur wie beginnen? Wie detailliert soll es später sein? Soll es fahrbereit mit Bugstrahler und Decksbeleuchtung ausgerüstet werden? Bekommt das Deck eine komplette Lukeneinrichtung mit Deckeln, Containerschuhen und Laschaugen? Fragen, die allesamt vorher geklärt werden müssen. So erstellte ich zuerst einen Ablaufplan, den ich wie einen roten Leitfaden heranzog. Nur leichter gesagt als getan. Bei solch einem sehr umfangreich ausgestatteten und vom Schwierigkeitsgrad her hoch angesetzten Schiffsmodell, war diese Aufgabe schon nicht einfach aber lösbar, wie es sich im später-en Verlauf noch viele Male herausgestellt hat.
Wollte ich nicht Originalgetreu nach Werftplänen bauen? Ja eigentlich schon. Also Briefe geschrieben und an die Werft herangetreten, die Situation geschildert und auf Mithilfe gehofft. Doch zunächst ein Fehlschlag. So traten erste große Verzögerungen ein.
Was mir dann gelang, war schon ein riesiger Erfolg. Wohlwissend, das es leider viele Personen gibt, die sich bei Verantwortlichen einer Firma anködern, sie ausnutzen, Pläne erschleichen und dann in unfairer Weise durch eine unerlaubte Veröffentlichung daraus auch noch Geld machen, habe ich mich als Vertragspartner bewiesen. Klar, das es nun kaum noch möglich ist, Originalunterlagen ausgehändigt zu bekommen. Danken wir es den eben bezeichneten Personen. So wird Modellbau (nicht das Schiffchen basteln!!!) zu einer immer aufwendigeren Aufgabe. Das sieht bei einem fertig gestellten Modell später sowieso fast niemand mehr – außer den echten Modellbauern mit eben der gemachten Erfahrung. Ich erhielt einen entscheidenden Teil der Pläne für die Lukensektion des Schwesterschiffes aber doch und auf meine Art. Mit einem ganz bedeutenden Unter-schied zu den obig genannten Personen: Ich habe mich bis zum heutigen Tage an Vereinbarungen gehalten und niemandem ohne besondere Befugnis Unterlagen gegeben. Die Pläne waren aber nicht der Durchbruch, sondern eine großartige Hilfe.
Sodann machte ich mich an die Arbeit, die Maße der Lukensektion auf meine Modellpläne zu übertragen und durch Umrechnungen an die Maße meines Modells anzupassen. Sollen doch letztendlich die Container an jedem Ort auch genau passen. Eine sehr zeitraubende aber erfolgreiche Arbeit, die niemand später zu erkennen vermag. Auch macht sich niemand Gedanken darüber, welche Anstrengungen es erforderte so zu bauen. Wenn ich es schaffe, werde ich hier ein solches Beispiel an Zeichnungsvorarbeiten einbringen.
So nahm ich auch recht früh Kontakt zur Reederei auf, stellte mich dort persönlich vor und erwarb mir das Vertrauen, das ich bis zum heutigen Tage bewahrt habe. Dank des Reedereiinspektors Herrn Schlüter konnte ich meine „Conti Almania“ in Antwerpen sehen, erhielt die Erlaubnis zum Betreten des Schiffes und Anfertigen von Fotos und Maßen. Klar, daß ich bei meinem Wort versprach, diese Unterlagen nicht an Dritte weiterzugeben. Dies beherzige ich selbstverständlich und werde es beibehalten. Ehrenwort ist Ehrenwort.
Bei dem Besuch in Antwerpen mußte ich obendrein noch mit denkbar schlechtestem Wetter kämpfen. Als das Schiff erst am Abend mit vielen Stunden Verspätung im Hafen eintraf, herrschte solch ein dicker Nebel, daß das Schiff im Abstand von etwa 5-8 m von der Kaimauer aus nicht zu erkennen war. Also übernachten und am nächsten Morgen erneut versuchen. Pech für mich. Bis 9 Uhr fast das gleiche Bild. So begann ich nach der persönlichen Vorstellung beim Kapitän, mit Detail-Dokumentationen an Bord, Maße notieren, Zuordnungen und Farbgebungen festhalten. Ich hatte die Erlaubnis, mich unter Anwendung aller Vorsichtsmaßnahmen überall umschauen zu dürfen. Dann blieb mir nur die knappe Zeit bis 16 Uhr zum Fotografieren, bis der Nebel wieder auftauchte und ein weiteres Agieren unmöglich wurde. Ich hatte ca. 600 Bilder und sehr viele Notizen gemacht. Nicht ohne mich persönlich bei Kapitän und Inspektor zu bedanken, trat ich glücklich die – wegen des immer mehr zunehmenden Nebels – auch beschwerliche und erheblich verlängerte Heimreise an.
Zuhause wurden die Bilder entwickelt und nach den geplanten Vorstellungen kategori-siert in Hüllen einsortiert. Bei der Vielzahl auch ähnlicher Bilder mußte ich die Zuord-nung akribisch vornehmen. Nicht verschweigen möchte ich auch, daß ich auf vielen Bildern zur Größenanordnung einen farblich markierten Gliedermaßstab (Zollstock alte Bez.) mit fotografierte. Darauf werde ich im Verlauf noch näher eingehen. Hier schon einmal vorweg genommen ein paar Bilder, an denen der Bauaufwand sicher gesehen werden kann.
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