alt LIVE: AN BORD „VORMANN JANTZEN“

"Vormann Jantzen" am Liegeplatz
In Bremerhaven angekommen, geht es gleich an Bord.

Bericht über unsere Mitfahrt bei einem außergewöhnlichen Besuch in Bremerhaven an Bord des Seenotrettungskreu-zers „Vormann Jantzen“ der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger kurz DGzRS genannt. Solch eine Chance erhält man selten. Aber für uns wurde es wahr. Am 20.06.2011 durften meine Frau und ich bei einer Über-prüfungsfahrt des Kreuzers mit an Bord gehen. Wir konnten teilhaben an alltäglichen Arbeitsabläufen der Seenotretter. Der Kreuzer „Vormann Jantzen“ wurde 1990 auf der Bauwerft Schweers in Bardenfleth mit Tochterboot „Butscher“ gebaut und hat eine Länge von 23,30 m. Bis Oktober 2003 im Dienst an der Station Warnemünde und Darßer Ort, wird der Kreuzer seitdem als Re-serveboot vorgehalten. Bei etwas launigem Wetter und einem „Platzregen“ vor dem Besuch, wurden wir am frühen Nachmittag dann bei trockener Witterung von der Besatzung herzlich begrüßt und sofort mit der Sicherheit an Bord als Gast eingewiesen. Dazu gehören das umsichtige Bewegen während der Fahrt an Deck und den Räumlichkeiten, das „richtige“ Begehen der Niedergänge und die umfassenden Erläuterungen des Hand-werkzeugs der Seenotretter, wie wir im weiteren Fahrtverlauf noch erfahren durften.

Dem Vormann beim Ablegen und Manövrieren direkt auf die Finger zu schauen, ja einfach hautnah zu erleben, was bei den verschiedensten Bewegungen des Schiffes zu spüren ist, war schon ein besonderes Erlebnis nicht nur für mich, sondern im Beson-deren auch für meine Frau, die schwer beeindruckt alles, aber auch wirklich alles haut-nah miterleben wollte und konnte. Durch die Nachbarhafenbecken fuhren wir in Schritt-geschwindigkeit um keinen unnötigen Wellenschlag zu erzeugen. In einiger Entfernung von der Hafenschleuse – sie war schon in Sichtweite – nahm der Vormann mit dem Schleusenwärter über Funk Kontakt auf, um die Freigabe zur Durchfahrt zu erhalten. Diesem Gesuch wurde nach einem kurzen Augenblick stattgegeben.

Nach der Passage der Schleuse ging es raus und in Revierfahrtgeschwindigkeit vorbei an den Seeschiffen, wo uns nach einiger Zeit die erste von mehreren Vorführungen erwar-tete. Auf dem Vorschiff wurde ein Koffer geöffnet und uns die Wirkungsweise und An-wendung des Leinenschußgerätes erläutert. Da erfolgte schon der Ausruf: „Vorsicht Schuß“ und die Übungsleine wurde mit einem ohrenbetäubendem Knall zur vor uns lie-genden Fahrwassertonne verbracht. Diese Übung zeigte einmal mehr als deutlich, das im Notfall bei schwerem Seegang kaum anders eine so wichtige Leinenverbindung für die Rettung zum Havaristen übergebracht werden kann. Weiter ging die Fahrt mit etwas höherer Fahrt, da wir außerhalb des vorgeschriebenen Fahrwassers waren. Es erfolgte die Vorführung des auf Rettungskreuzern vorhandenen Feuerlöschmonitores. Eindrucksvoll für Nichtfachleute, wurde die Wurfweite und Löschwassermenge gezeigt, die der Monitor im Falle eines Brandes erbringt.

Für mich als Berufsfeuerwehrmann i.R. eine Einrichtung, die bei immer höher steigenden Kosten der Kreuzer und dem eigentlichen Nutzen der Einrichtung Fragen aufwirft. Bei einem in Brand geratenen Seeschiff die glühende Bordwand herunter zu kühlen, sehe ich gerade noch als eine der verbleibenden Maßnahmen bei der Hinzuziehung zur Brandbekämpfung an. Aus meiner Sicht zu bedenken ist aber, das ein Schiffsbrand kaum von außen wirkungsvoll bekämpft, geschweige denn gelöscht werden kann. Daher sollte die Überlegung zur unbedingten Notwendigkeit nach derart leistungsstarken Einricht-ungen, wie solche Monitore mit dazu erforderlichen extrem starken Pumpen, Berück-sichtigung bei der Planung in zukünftigen Neubauten finden, wenn deshalb wegen der hohen Kosten nicht auf andere zur Rettung von Menschenleben erforderliche Geräte verzichtet werden muß. Was bei der leider abnehmenden Spendenbereitschaft (die DGzRS lebt ausschließlich nur von Spenden und wird staatlich nicht unterstützt!!!) ein enorm wichtiges Entscheidungskriterium sein muß.

Zurück zu dem nächsten Highlight an Bord des Kreuzers: Aussetzen des Tochterbootes bei fahrendem Kreuzer. Klappe auf, ausklinken der Haltevorrichtung und mit einem Rumpeln rauschte das Boot rückwärts in die See. Mit voller Fahrt umrundete das Toch-terboot den Kreuzer, zeigte seine Wendigkeit und steuerte die Heckklappe zum Aufneh-men an. Mit konzentriertem Blick hielt der Bootsführer Kurs auf die Mitte der Heck-klappe. Nicht ganz ungefährlich ist das folgende Manöver, da der Bootsführer beim Einfahren von seinem Stand aus die sich vor ihm befindende Fangvorrichtung nicht mehr sehen kann. Aber gekonnt und vielfach geprobt klappte das Einklinken, wobei ein Besatzungsmitglied mit Anfassen mußte, den Haken per Stange einzuhängen. Erst vor wenigen Stunden war die Kette zum Einholen der Slipeinrichtung gebrochen und konnte nicht automatisch bewegt werden. Auch das ein Ereignis, das passieren kann und die Rettungsmänner sich auf immer neue Situationen einzustellen erfordert. Hautnah so etwas miterleben zu dürfen, war schon eine große Sache. Allmählich ging die Fahrt zurück. Vorbei an den Piers sah ich, auf dem 2. Sessel des oberen Fahrstandes sitzend, dem Vormann bei seiner Tätigkeit zu. Es wurden Fragen gestellt, die alle umfassend erläutert wurden. Klar ist auch, das derart Fragen die Männer immer wieder erreicht. Dennoch wurde ohne Einwände alles beantwortet.

An dieser Stelle möchte ich mich auch im Namen meiner Frau sehr herzlich beim Vor-mann der „Vormann Jantzen“, der gesamten Besatzung für die gastfreundliche Auf-nahme und Betreuung während des gesamten Aufenthaltes an Bord, sowie der DGzRS bedanken. Wie wichtig und unendbehrlich die Arbeit der Seenotretter ist, zeigen immer wieder die kleinen aber auch großen Berichte in den Medien. Auch die vielen Einsätze zur Sicherung bei Veranstaltungen an unserer Küste, in der Berufs- sowie Sportschiffahrt, machen einmal mehr deutlich wie wertvoll das Freiwillige Werk der DGzRS ist und bleiben muß.

Daher auch mein Appell an die verehrten Leser meiner Seite: Spenden auch Sie. Mit einem Klick auf den Link Seenotretter, unterstützen Sie das Werk. Auch jeder noch so „Große“ pardon kleine Betrag hilft, damit Menschen auf dem Wasser jederzeit auf Hilfe hoffen können, sollten sie in Gefahr geraten.

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